Zeitrechnung
Die astronomischen Grundlagen
der Zeitrechnung
Seit dem Anfang aller Geschichte hat sich die
Zeitrechnung
der Menschen an den Phänomenen des Himmels ausgerichtet.
Der scheinbare Umlauf der Sonne um die Erde in einem geozentrischen
Planetensystem gab die Länge eines Sonnenjahres
vor. Erst seit Nikolaus Kopernikus (1473–1543) weiß man,
daß sich in Wahrheit die Erde in einem heliozentrischen System
um die Sonne bewegt. Für die Chronologie jedoch spielte
diese Entdeckung keine Rolle.
Naturphänomene wie das Eintreten periodischer Hochwässer,
etwa im ägyptischen Niltal, sorgten bei allem Schwanken
des genauen Eintrittsdatums doch für das Gefühl, in einer sich
wiederholenden Folge immer wieder gleichlanger Zeitabschnitte
zu leben. Die allgemeine Erfahrung der Jahreszeiten,
ihrer Temperatur- und Niederschlagsschwankungen, der Vegetationsperioden
und der davon abhängigen Landwirtschaft taten
ein übriges, den Ablauf der Jahre deutlich zu empfinden.
Südlich und östlich des Mittelmeeres entwickelten sich daraus
Jahresteilungen in zwei Jahreszeiten, in den gemäßigteren
Breiten nördlich des Mittelmeeres herrschte die Vierteilung
des Jahres vor.
Der Ablauf von Neumond zu Neumond strukturierte kürzere
Zeitspannen von 29–30 Tagen Dauer. Noch kürzere Abschnitte
wurden durch die einzelnen Mondphasen, durch Abstände
zwischen Markttagen oder durch die Abstände der
christlichen Sonntage bzw. vergleichbarer Feiertage gebildet.
Die „Woche“ konnte auf diese Weise, je nach dem jeweils geltenden
Kalender oder den ihm zugrundeliegenden kulturellen
Normen, sehr unterschiedliche Längen annehmen. Die siebentägige
Woche des Christentums, nach dem Ablauf der Schöpfungsgeschichte
gebildet, gleichzeitig aber auch als das knappe
Viertel eines Mondmonats anzusehen, ist nur eine von mehreren,
gleichberechtigt miteinander konkurrierenden Einteilungen
dieser Art.
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