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GROSSUHREN

GROSSUHREN IM BAROCK Teil 2

Die schlichte Form der Stockuhr des 17, Jahrhunderts erfährt in Frankreich vom Ende des Jahrhunderts bis in das ausgehende 18. Jahrhundert formale Veränderungen wie in keinem anderen Land. Dem strengen und majestätischen Stilempfinden des Louis Quatorze (1643 -1715) entsprach die nach 166o entstandene Religteuse, eine Tischuhr mit hochrechteckigem Gehäuse, das oben gerade oder halbrund abgeschlossen ist. Die Schauseite mit dem Zifferblatt wird von einer verglasten Tür geschützt. Fast nur der meist reiche plastische Dekor dieser Pendulen unterscheidet sie von den englischen und deutschen Stockuhren der gleichen Zeit. Sämtliche französischen Uhren dieser Jahrzehnte besitzen einen Ziffernring mit großen römischen Ziffern und zwei Zeigern, darunter befinden sich häufig kleine figürliche Metallappliken. Die vorzüglichen und genaugehenden aus Messing gefertigten Werke verzichten allgemein auf Schnecke und Kette, als Gangregler dient ein an einem Faden aufgehängtes Pendel. Wie fast alle damals entstandenen Werke haben sie eine Spindelhemmung, bei den frühen Pendulen kommt der Antrieb für das Gehwerk und das die halben und vollen Stunden schlagende Schloßscheibenschlagwerk aus einem einzigen Federhaus. Zu den berühmtesten Uhrmachern dieser Zeit, die auch für den Sonnenkönig gearbeitet haben, gehörten Isaac Thuret und Mitglieder der Familie Martinot.

Die Gehäuseformen und der Dekor in Frankreich gebauter Pendulen folgen weit mehr als deutsche und englische Uhren der Stilentwicklung der Zeit, denn häufiger als in anderen Ländern haben dort bekannte Künstler die Gehäuse und ihren Schmuck entworfen. Der Architekt und Kupferstecher Jean Lepautre (1618-1682) veröffentlichte zahlreiche Vorlagen für Verzierungen im »italienischen« und im »römischen« Geschmack, ebenso vermitteln Jean Blain (1640-1711) und manche anderen die schweren und mächtigen Formen des italienischen Hochbarocks den Ebenisten und Goldschmieden.

In den Jahren um 1700 verliert - wohl unter englischem Einfluß - die Religleuse ihren charakteristischen halbrunden Abschluß. Er wird ersetzt durch einen gewölbten Aufsatz, auf dem kleine Baluster und Figürchen stehen. Die Ecken der einfachen, geraden Gehäuse der älteren Pendulen, die häufig aus geschwärztem und poliertem Holz bestehen, werden durch freistehende Säulen, durch Hermen und Voluten hervorgehoben. Die Gehäuse wer

den in der Regel mit Schildpatt furniert, in das schmale elegante Ranken aus Messingblech eingelegt sind, eine nach dem Ebenisten Andre-Charles Boulle (1642-1732) benannte Dekorationstechnik, mit der damals häufiger die Oberflächen von kostbaren Möbelstücken verziert wurden. Vergoldete figurale und florale Bronzeappliken gehören zu fast jeder damals in Frankreich entstandenen Uhr. Am Anfang des 18. Jahrhunderts wird der einfache Ziffernkranz mit eingravierten Ziffern aufgegeben und durch Emailfelder mit großen römischen Ziffern ersetzt.

Eine Sonderform der unter Ludwig XIV. entstandenen Pendulen ist die entwicklungsgeschichtlich bedeutende tete de poupee, die Puppenkopfuhr. Auf einem breiten, meist in Boulle-Technik dekorierten Sockel steht das im Umriß oft unruhig wirkende Gehäuse, das den Ziffernring rahmenartig umgibt. Vorbild für diese Form könnten die Spiegel- und Monstranzuhren des späten 16. und frühen 17. Jahrhunderts gewesen sein. Die eigentümliche Gehäuseform ist durch ihre Trennung zwischen Sockel und Werkgehäuse eine entscheidende Voraussetzung für die unter Ludwig XV. gebauten Pendulen geworden.

Wohl die meisten französischen Pendulen des späten 17. Jahrhunderts haben ursprünglich auf einer zugehörigen Konsole gestanden. Besonders kostbare Pendulen werden um die Jahrhundertwende häufiger von sich nach unten verjüngenden hohen Sockeln getragen, die durch ihre künstlerische Gestaltung die Uhren eindeutig zu Bestandteilen der Inneneinrichtung machen. In den letzten Regierungsjahren Ludwigs XIV. werden in Paris, Lyon und anderen Städten auch die ersten französischen Bodenstanduhren gebaut, formal sind sie abhängig von den Pendulen auf hohem Sockel, funktional von den Holzkästen, die gelegentlich schon seit dem 16. Jahrhundert bei Räderuhren Schnur und Gewichte schützten. Nach der Erfindung des Hakengangs wurden dann hohe Gehäuse erforderlich, die auch das lange Pendel der gewichtsgetriebenen Uhren aufnahmen.


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